Teil 4: Finanzierung des Ur-Schindlerhof

Finanzierung des Ur-Schindlerhof

DM 7,3 Mio. kosteten Renovierung und Ausbau des denkmalgeschützten, teils baufälligen Schindlerhofs in den 80er Jahren ohne Inneneinrichtung.

Das komplette Interieur mit Küche, Restaurant- und Hoteleinrichtung konnten wir aus Eigenmitteln stemmen, denn wir hatten gerade die Pachtobjekte „Mörsbergei“ und „Prison St. Michel“ verkauft.       Es blieb uns aber kein Pfennig für die Immobilien-finanzierung übrig.

Obendrein wollten meine Frau und ich nicht mehr bei Finanzierungen privat haften, sondern nur noch enge Sicherungs-vereinbarungen unterschreiben. Wie konnte das gelingen?

Wir schlossen auf Vorstandsebene eine Lebensversicherung über rund DM 11 Mio. mit einer langen technischen Laufzeit von über 40 Jahren ab. Durch eine nebenberufliche Agentur erhielten wir mehr als DM 250 Tsd. an Provision ausbezahlt.

Damit konnten wir bei der BayBG in München Existenzgründungsdarlehen erhalten und so schließlich DM 600 Tsd. Eigenkapital nachweisen.

Die noch fehlenden DM 6,7 Mio. wurden klassisch finanziert.

Nun beglichen wir über 18 Jahre lang lediglich die Zinsen und keine Tilgung bei der Bank.

Gleichzeitig sparten wir jährlich rund DM 250 Tsd. für die Lebensversicherung an, so dass wir nach knapp 20 Jahren die Bankverbindlichkeiten auf einen Schlag ablösen konnten. 

Heute ist dieses Finanzierungsmodell uninteressant, da die Gewinne aus Lebensversicherungen jetzt versteuert werden müssen. Damals war das noch steuerfrei (hoher Garantiezins und Gewinnanteile) und erbrachte so nach zwanzig Jahren fast das Doppelte der eingezahlten Prämien.!

Bei den nächsten drei Baustufen haben wir jeweils wieder DM 500 Tsd. bei der BayBG beantragt und auch bekommen.

Dieses Eigenkapital-Surrogat ermöglichte es uns alle Finanzierungen ohne private Haftung abzuschließen.

Finanzierungshilfen vom Freistaat gibt es nicht nur bei Existenzgründungen, sondern auch bei Existenzerweiterungen und sogar bei Existenz-Sanierungen!

Die nächste große Hürde

Im alten Bauernhaus hatten wir damals schon – so wie heute – 100 Sitzplätze im Erdgeschoss und ebenso viele in der Tenne unter dem Dach.

Aber lediglich 10 Tiefgaragenplätze und keinen einzigen Parkplatz. Deshalb konnte uns das Ordnungsamt der Stadt Nürnberg nur eine vorläufige Konzession für ein Jahr erteilen. 

Würden wir innerhalb dieser Frist keine Parkplätze nachweisen, müsste die Sitzplatzzahl im Restaurant drastisch reduziert werden, was danach einen wirtschaftlichen Betrieb unmöglich gemacht hätte. Was tun?

Wir erwarben zwei Kutschpferde und eine große Schwarzwälder Kutsche mit Scheibenbremsen.

Ich machte an zwei Wochenenden einen Crash-Kurs im Kutsche fahren (Pferde waren mir als Reiter schon immer vertraut) und fuhr dann an sieben Tagen in der Woche alle Hotel- und Restaurantgäste vom 500 m entfernten Gemeindeparkplatz zum Schindlerhof und wieder zurück, – bis nach wenigen Wochen endlich ein Kutscher gefunden war, der diese Aufgabe für mich übernahm.

Die Pferdekutsche war obendrein eine Attraktion für die Kinder im Sonntag Mittagsgeschäft und bei den Hochzeitsfeiern.

Die Hufeisen unserer lackschwarzen Friesen waren mit Stahlstollen bestückt und der Asphalt wurde immer dünner…

Kurz vor der Dead-line hat uns dann ein Nachbar dankenswerterweise unser heutiges Parkplatz-grundstück und auch das Land, auf dem wir 1990 das Kreativzentrum erbauten, zum Kauf angeboten.

Wieder Schwein gehabt!